Afghanistan – kein Ende der Kriegshandlungen
Tote Afghanen und die Sorgen der Elite
Emran Feroz, 25.1.14
Emran Feroz berichtete am 25.1.2014 über einen
Anschlag am 17.1.2014 in Kabul und das selektive Interesse des Westens daran,
bis sich aufklärte, dass sich bei dem Selbstmordattentat im Kabuler Stadtteil
Wazir Akbar Khan – der wohlhabendsten Gegend der Stadt- unter den Opfern auch
Mitarbeiter der UNO befanden.
Mindestens
21 Menschen starben an diesen Tag. Das Hauptaugenmerk der Medien lag vor allem
auf den ausländischen Opfern. Um die getöteten Afghanen – unter anderem ein
frisch vermähltes Paar – kümmerte sich niemand, auch nicht die afghanischen
Medien. Wenige Tage zuvor waren durch einen NATO-Luftangriff in der östlichen
Provinz Parwan mindestens acht Menschen ums Leben gekommen und zwar ausschließlich Frauen und
Kinder. Eine Meldung, die in den westlichen Medien kaum beachtet wurde.
Luftangriffe
auf Zivilisten, das Bombardement von Hochzeitsfesten, nächtliche
Durchsuchungen, sowie Drohnen-Angriffe gehören nach wie vor zum Alltag am
Hindukusch. Auch geht die Terrorherrschaft lokaler Warlords weiter,
die sowohl in der afghanischen Politik mitmischen, als sich auch mit
Drogengeldern bereichern und mit westlichen Staatschefs in Verbindung stehen.
Während man
in den Fokus westlicher Berichterstattung den Selbstmordanschlag in Kabul verurteilte
fehlte die Kritik an den NATO- Bombardements, die nach wie vor andauern. Die
meisten Verbrechen der US-Soldaten und westlichen Elitekämpfer bleiben im
Dunkeln, wie im Fall des Kandahar-Massakers. Aufgrund von internationalen
Vereinbarungen mit den USA dürfen solche, von US-Offizieren und –Soldaten
begangenen Verbrechen nicht beim Internationalen Gerichtshof in Den Haag verhandelt werden.“ Auch
Deutschland sieht keinen Bedarf, in dieser Richtung etwas zu ändern. Wäre dem
so, dann hätte man den für das Bombardement von Kunduz verantwortlichen
(damaligen) Oberst Klein sicherlich angemessen bestraft, anstatt ihn zum
General zu befördern !“ erklärt Emran Feroz.
Stattdessen wäre der einzige Mann, der sich um
die Belange der Opfer gekümmert hat – der Bremer Rechtsanwalt Karim Popal – von einer medialen Schmierkampagne überzogen worden. Die deutsche Justiz sprach Klein von jeglicher
Verantwortung für die Verbrechen frei und erteilte später einer
Schadensersatzklage der Hinterbliebenen eine Abfuhr, so wie sie es mit den
Hinterbliebenen eines NATO-Bombardements der kleinen jugoslawischen Stadt
Vavarin nach einem Kirchgang 1999 getan hat. (Man bedenke: von 8000 Metern Höhe
kann man heute sogar einen Knopf wahrnehmen !)
Auch seitens
der afghanischen Elite, die meistens aus dem westlichen Exil zurückgekehrt ist,
heute in Saus und Braus lebt, komme kein Protest, wenn die NATO wieder einmal
eine Hochzeitsgesellschaft bombardiert hat ! Das Gleiche war auch vor einigen
Wochen der Fall, als Tausende von Afghanen gegen das
Partnerschaftsabkommen (BAS) mit den USA demonstriert haben. „Nicht das Schicksal der afghanischen
Mehrheitsbevölkerung, die an Hunger und Armut leidet, liegt den »Reichen und
Schönen« am Herzen, sondern der Status quo, der sie zu dem gemacht hat, was sie
sind,“ erklärte Emran Feroz.
Quelle: http://www.neues-deutschland.de/artikel/922005.tote-afghanen-und-die-sorgen-der-elite.html