Interview
des über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannten Regisseurs Frieder
Wagner
nach seinem Filmvortrag „Todesstaub“
am 11. 12. 2008 in
Berlin
Frage : Herr Wagner, Sie wurden im Jahre 2004 mit dem Europäischen Fernsehpreis für den Film „Der Arzt und
die verstrahlten Kinder von Basra“ geehrt, der die furchtbaren
Auswirkungen des Einsatzes der Uranmunition seitens der NATO, vor
allem der USA zeigt: Im Irak 1991
und 2003 ,
in Bosnien 1995, in Serbien und im
Kosovo 1999 und in Afghanistan 2001.
Warum haben Sie sich mit diesem Thema befasst und sogar einen Film darüber gedreht ?
Antwort: Ursprünglich wollte ich einen Film über Whistleblower machen. Das sind Menschen, meistens Ärzte
oder Wissenschftler, die im Auftrag von Konzernen
etwas entdeckt haben, dass für die Menschheit schädlich sein kann und die dann,
obwohl Sie sich zum Schweigen verpflichtet hatten, an die Öffentlichkeit gehen.
Ganz oben auf meiner Liste solcher Menschen, stand der Arzt Prof.
Siegwart-Horst Günther. Er hatte im Golfkrieg 1991 den Verdacht geschöpft, dass
die alliierten Truppen dort eine Munition eingesetzten, die radioaktiv und hoch
giftig ist - die Uranmunition. Er hatte dann ein solches Geschoss nach Berlin
gebracht und es an drei Universitäten untersuchen lassen und sein Verdacht
wurde vollauf bestätigt. Doch er wurde angezeigt und von einem Berliner Gericht
wegen Freisetzung ionisierender Strahlung zu 3000 Mark Geldstrafe verurteilt, Das hatte er abgelehnt und kam so ins Gefängnis. Da wusste
ich, das ist der Stoff für einen Film.
Frage : Ihr
neuer Dokumentarfilm „Todesstaub“, den Sie fürs Kino aus privaten Mitteln finanziert haben, ist
bisher nicht in den großen Filmtheatern oder gar im Fernsehen gelaufen,
obwohl er im Februar 2007 in Berlin für
CINEMA FOR PEACE nominiert worden war.
Worauf führen Sie das zurück ?
Antwort: Nun in diesem
Film beweisen neutrale, renommierte Wissenschaftler, dass der „Todesstaub“ aus winzigsten Nanopartikelchen,
der überall dort entsteht, wo diese Urangeschosse eingesetzt werden, mit den atmosphärischen Winden von den
Schlachtfeldern über viele Hundert Kilometer auch in Länder getragen wird, die
mit diesen Kriegen nichts zu tun hatten.
Das heißt, dass wir seit dem
Einsatz dieser Waffen in einer Welt leben, in der dieser „Todesstaub“ auch unsere Gesundheit und unser
Leben und das unserer Kinder und Kindeskinder für viele Generationen bedroht, wenn diesem Kriegsverbrechen nicht sofort Einhalt geboten wird, denn dieses Uranisotop hat eine
Halbwertszeit von 4,5 Milliarden Jahre.
Frage : Sie sind mit diesem Film ein großes persönliches Risiko eingegangen, weil Sie sich als Journalist verpflichtet
fühlten, diese unbequeme Wahrheit aufzuzeigen. Warum, glauben Sie, wird in den Medien so wenig über diese
Uranwaffen geschrieben und gesprochen ?
Antwort : Weil dieses Thema
in Deutschland und ganz Europa auf Druck der US-Regierung und der Nato zu einem
Tabu-Thema erklärt wurde. Die amerikanischen Militärs wollten zunächst ihre
Soldaten über die Gefahren dieser Munition aufklären und haben sogar ein Video
hergestellt. Doch dann haben sie gemerkt, dass die eigenen Soldaten bei solchen
Gefahren für das eigene Leben nicht in den Krieg gehen würden und haben dieses
Aufklärungsvideo aus dem Verkehr gezogen. Auch unsere Regierung versucht die
Gefahren, die unseren und allen Soldaten im Kosovo und in Afghanistan drohen,
zu verharmlosen bzw. zu verschweigen. So hat Staatsminister Gernot Erler (SPD)
auf eine entsprechende Anfrage der Fraktion Die Linke
gesagt: Die Bundesregierung hat keine
eigenen Erkenntnisse darüber, ob in Afghanistan seit 2001 Uranwaffen eingesetzt
wurden, bzw. dass sie durch die Alliierten darüber aufgeklärt wurde. Damit hat Gernot Erler für mich bewusst
die Unwahrheit gesagt, denn es gibt seit Juni 2003 bei der Bundeswehr -nur für den Dienstgebrauch- eine Broschüre - Leitfaden für Bundeswehrkontingente in
Afghanistan- und da steht auf Seite 25 klar: Bei der Operation "Enduring Freedom" wurden durch US-Kampfflugzeuge auch panzerbrechende
Brandmunition mit abgereichertem Uran eingesetzt. Das heißt, auch unsere
Regierung gefährdet bewusst und eiskalt das Leben unserer Soldaten.
Frage : Viele, leider auch
führende Politiker der Bundesrepublik, wiegeln ja ab, Uranwaffen seien ganz und
gar ungefährlich. Was sagen Sie dazu ?
Antwort : Wir müssen unseren Politikern und unseren
Bundestags-abgeordneten durch Briefe, E-mails und
Proteste etc. klar machen, welche Verantwortung sie
tragen, wenn sie weiter Soldaten z. B. nach Afghanistan und in das Kosovo
schicken, wo diese Waffen angewendet wurden und noch werden. Wir müssen ihnen klar machen, dass sie die
Verantwortung tragen, wenn diese Soldaten tot, verletzt oder durch die Folgen
des Einsatzes von Uranwaffen kontaminiert nach Hause kommen. Wir müssen ihnen
sagen, dass wir sie zur Verantwortung ziehen werden, wenn diese Soldaten eines
Tages krank werden und missgebildete Kinder durch sie geboren werden, wie heute
schon in den USA und Großbritannien. Wir müssen ihnen sagen, dass es um die Zukunft
unserer Kinder und dieser Erde geht.
Frage : Zwei
Wissenschaftler des Vinca – Instituts in Belgrad
haben im Jahre 2001 gegenüber der spanischen Journalistin Christine Lobauer gesagt, dass
sich das Natururan in Bergwerken zu dem abgereicherten Uran in Geschossen und Bomben, auf seine
Gefährlichkeit bezogen, wie 1: 1000 000 verhält ! Was
sagen Sie dazu?
Antwort: Im Gegensatz zum Uranstaub in Minen, verbrennen
Urangeschosse beim Einsatz bei Temperaturen von bis zu 5000 Grad zu winzigen,
unlöslichen Nanopartikelchen, 100 Mal kleiner als ein
rotes Blutkörperchen. Das ist also wie ein Metallgas. Eingeatmet überwinden
diese Partikelchen die Mutter-Kind-Schranke, können in jedes Organ wandern.
Wenn sie sich dort festsetzen, bricht nach und nach das
Immunsystem zusammen wie bei Aids mit allen schrecklichen Folgen. Und, es können hoch aggressive Krebsarten und Leukämien entstehen.
Ernst zu nehmende Wissenschaftler prognostizieren, dass allein im Irak in den
nächsten 10-20 Jahren 5-7 Millionen Iraker an Krebs sterben werden - das wäre
eine neuer Holocoust. Schon im Frühjahr hat deshalb
die irakische Regierung 18 Regionen im Irak für nicht mehr bewohnbar erklärt
und siedelt die Bevölkerung um - aber das wird zu spät sein.
Der Uranstaub in den
Uranminen ist selbstverständlich auch gefährlich. Im Vergleich zu den Nanopartikelchen der beim Einsatz der Urangeschosse
entsteht, ist der Uran-Minen-staub aber so groß wie
"kleine Felsbrocken" und wird meistens auf natürlichem Weg wieder
ausgeschieden. Wenn man die Gefährlichkeit vergleicht, könnte man tatsächlich
von einem Verhältnis von
1: 1000000 sprechen.
Frage : Obwohl die
Politiker und das Militär vor allem in den NATO- Ländern die Gefahr der Uranwaffen bestreiten, hatte die UNO auf diesem Gebiet in den letzten Tagen einen großen Erfolg
zu verbuchen - oder?
Antwort: Ja in der Tat,
mittlerweile haben 141 Staaten in der UNO die Ächtung
dieser Uranwaffen gefordert. Das müsste eigentlich eine dicke Schlagzeile sein,
aber auch von dieser Tatsache liest oder hört man in den großen Medien nichts.
Frage : Wie können wir helfen, dass die Problematik der
Uranwaffen in einer Art Schneeballsystem von immer mehr Menschen erkannt wird
und dass sich endlich auch führende Politiker Deutschlands für eine Ächtung
dieser Uranwaffen- bzw. -bomben einsetzen?
Antwort: Zur Not müssen wir
unseren Protest wieder auf die Straßen tragen. Mein Ziel ist, dass in einer
bestimmten Woche im Mai in allen großen Städten Deutschlands mindestens 1000
Menschen, besonders Frauen mit Kinderwagen, auf die Strasse gehen und gegen
Krieg und diese Uranwaffen protestieren. Dann werden die Medien wieder über
dieses Thema berichten müssen. Wir müssen unseren Politikern klar machen, dass
wir ihnen nicht mehr glauben und nicht mehr folgen. Um sich erst einmal zu informieren,
kann man natürlich auch den Film bei mir als DVD bestellen. Meine Mail: HYPERLINK "mailto:ochowa-film@t-online.de"
ochowa-film@t-online.deFrieder
Wagner wurde interviewt von B.Queck