Israel
mordet mit großer Vorsicht und Präzision!
Von Evelyn Hecht-Galinski
Nach den schrecklichen Anschlägen eines Einzeltäters in Toulouse kommen die
durch nichts zu belegenden Aussagen israelischer und jüdischer Organisationen.
Immerhin einmal hörte ich im DLF von seiner dort wiedergegebenen Äußerung der
Polizei gegenüber, dass er die jüdische Schule nur "aus Versehen"
angegriffen habe, es aber eigentlich nur auf Soldaten und Polizisten abgesehen
hätte, die den französischen Staat repräsentieren, der am Afghanistan-Einsatz
beteiligt ist.
Also
darf man sehr in Frage stellen, ob der Täter tatsächlich antisemitische Motive
hatte. Als die ersten drei Opfer, Soldaten, deren Familien aus Nordafrika
stammten, ermordet wurden, hielt sich die Erregung noch in Grenzen. Als aber
die jüdischen Kinder und der jüdische Lehrer ermordet wurden, war die Trauer
grenzenlos. Nicht, dass Sie mich falsch verstehen: diese Morde, besonders an
den Kindern, sind grausam und schrecklich und durch nichts zu rechtfertigen.
Aber wenn Catherine Ashton, die EU-Außenbeauftragte, in einer öffentlichen Rede
in Brüssel eine Verbindung zieht zwischen dem Sterben unschuldiger Kinder -
auch an anderen Orten, wie in Gaza - dann kommt sofort die Antwort der
israelischen Regierung. Ministerpräsident Netanjahu und Verteidigungsminister
Barak, gerade in Deutschland, wegen Iran-Angriff, U-Boote und Waffen Einkauf,
sowie auf Verkaufstour, nannten den Vergleich "empörend". Warum
eigentlich? Empörend ist es, wenn Netanjahu die Geschehnisse in Toulouse als
Massaker bezeichnet, die Militäraktionen in Gaza aber als Verteidigung gegen
Terroristen, die sich hinter Kindern versteckten, unwahr beschönigt. Beides
sind Massaker, es gibt nur einen Unterschied: die israelischen Massaker an
Kindern finden unter Billigung der Weltöffentlichkeit statt! Und
"Kriegsminister" Barak ergänzte noch, die israelische Armee handele
in Gaza mit "großer Vorsicht und Präzision." Die Wortschöpfungen der
israelischen Propaganda-Industrie sind immer wieder bewundernswert.
Empörend
ist es auch, wenn der Grünen-Abgeordnete des deutschen Bundestages, Volker
Beck, der es sich übrigens auch nicht nehmen ließ, auf dem Israel-Kongress
(ILI) 2010 zu sprechen und dort die israelische Siedlungspolitik "schön
redete", Catherine Ashton "antisemitischer Reflexe" bezichtigt,
weil sie angesichts der toten jüdischen Kinder von Toulouse auch daran dachte
und erinnerte, dass Kinder in Gaza sterben.
SPD-Chef Gabriel hingegen wurde sofort angegriffen, als er nach seinem
Hebron-Besuch die Situation der Palästinenser als rechtsfreien Raum bezeichnete
und den Satz sagte: "Das ist ein Apartheid Regime für das es keinerlei
Rechtfertigung gibt." Die Angriffe gegen ihn kamen von allen Seiten und
den üblichen Protagonisten, von Graumann bis zum Jüdischen Weltkongress und von
Maram Stern, der schon in einer "Außenansicht" der SZ die
Palästinenser als selbst schuld an ihrem Unglück bezeichnet hatte. Oder vom
American Jewish Commmittee und Direktorin Deidre Berger, die Israel
delegitimitiert sieht und als den "Friedensprozess" nicht
voranbringend bezeichnet (welchen Friedensprozess?).
Neben
Philipp, dem Mißfelder, der der SPD empfahl, ihre Außenpolitik gegenüber Israel
zu überdenken, forderte CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe Gabriel auf, sich
"für seinen verbalen Totalausfall schnellstmöglich zu entschuldigen."
Dieser wird nach solcher Kritik seine Aussagen sicher relativieren, vor allem
angesichts der Bedrohung des jüdischen Staates und als treuer Freund Israels.
Hatte er doch gegenüber Netanjahu noch eine ganz gewählte Wortwahl betrieben
und die Siedlungspolitik nur "mit Befremden aufgenommen"
Anlässlich des Begräbnisses der jüdischen Opfer von Toulouse, die
interessanterweise direkt nach Jerusalem geflogen wurden, weil gläubige Juden
nur im "Heiligen Land" beerdigt werden möchten, um als erste den noch
zu erwartenden Messias zu erleben, ließ es sich Außenminister Juppé nicht
nehmen, die Särge in der El Al Maschine zu begleiten und auf der Beerdigung zu
sprechen. Ist jemals ein europäischer Politiker nach Gaza, oder in die
besetzten Gebiete geflogen, um ermordete Palästinenser zu betrauern?
Zentralrats-Präsident
Graumann zeigte sich zutiefst schockiert und konnte seine Trauer über die
getöteten Kinder kaum in Worte fassen. Worte des Verständnisses hingegen findet
er immer, wenn die israelische Armee sich und den jüdischen Staat verteidigt
und dabei unschuldige palästinensische Kinder getötet werden.
Auch
der Präsident des Jüdischen Weltkongresses Ronald S. Lauder, weinte wie alle
Juden auf der Welt und bezeichnete den Angriff von Toulouse als einen Angriff
gegen Juden in aller Welt. Auch ihn habe ich niemals ein Wort des Bedauerns
sagen hören, wenn die israelische Armee unschuldige palästinensische Kinder
tötete.
Und
wer regt sich schon auf, wenn in Afghanistan, oder Pakistan, oder in anderen
Kriegsgebieten - zum Teil auch mit unserer Mithilfe - Massaker unter der
Zivilbevölkerung angerichtet werden und unschuldige Menschen, Frauen und Kinder
sterben? Wann sind deutsche Politiker schon einmal auch wegen durch deutsche
Soldaten verursachten Massakern nach Afghanistan zur Beerdigung der Opfer
geflogen? Nein, wir besuchen zwar die Truppen, um sie zum Durchhalten und
Weitermachen zu motivieren und wir setzen israelische, geleaste Heron-Drohnen
in Afghanistan ein, aber "Morde" werden immer nur untersucht und das
war's dann. Amokschützen haben "Gedächtnislücken" und werden schnell
außer Landes gebracht. Siehe Oberst Klein, der ja nach seinem
Massaker-Befehl, noch von oberster deutscher Stelle gestützt wurde.
Interessant war es, dass bestimmte Medien und der Korrespondent der ARD, die
jede Empathie gegenüber ermordeten palästinensischen Kindern vermissen lassen,
die Worte des Knesset-Parlamentspräsidenten Reuven Rivlin so selbstverständlich
wiedergaben. Zitat: "Das jüdische Volk in Israel und der Diaspora sieht
sich wilden Tieren gegenüber, die unersättlich von Hass getrieben werden."
Dazu
passen Sätze von Theodor Herzl, aus seinem Buch, "Der Judenstaat",
Kapitel "Der Plan": "Kämen wir beispielsweise in die Lage, ein
Land voll wilder Tiere zu säubern, würden wir es nicht in der Art der Europäer
aus dem 5. Jahrhundert tun. Wir würden nicht einzeln mit Speer und Lanze gegen
Bären ausziehen, sondern eine große fröhliche Jagd veranstalten, die Bestien
zusammentreiben und eine Melinit-Bombe unter sie werfen." - Soviel zu
zionistischen Vorläufern des jüdischen Staates und wilden Tieren.
Merke:
Der jüdische Staat mordet "chirurgisch präzise um sich zu
verteidigen." Im Umkehrschluss morden die "wilden Tiere", wen
meint Rivlin damit wohl? Palästinenser, Muslime(?) nur aus blindem Hass.
In
israelischen Medien las man nach dem Bekanntwerden des Massakers von Toulouse
sofort, die Antisemiten in Europa, der Kontinent des Holocaust haben nichts aus
ihrer Vergangenheit gelernt. Solche Aussagen plus die Aufforderungen
israelischer Politiker an Diaspora-Juden in das Heilige Land zurückzukehren,
sollen natürlich die Auswanderungswellen beflügeln. Haben doch amerikanische
Millionärs- und Milliardärs-Juden schon viele Luxus Wohnungen in Jerusalem
aufgekauft, um damit den Anspruch des jüdischen Staates auf das ungeteilte
Jerusalem für immer zu zementieren.
Über 100.000 französische Juden sind schon schon nach Israel ausgewandert. Es
ist zu sehen, wie die Gehirnwäsche der Propaganda jetzt Wirkung zeigt. In
diesem Zusammenhang sind dann auch Bücher wie "Französischer Biss"
des israelischen Knesset-Abgeordneten Daniel Ben Simon zu sehen, das das
Phänomen der jüdisch/französischen Emigration untersucht und dann feststellt,
dass Juden in Frankreich Angst davor haben, dass die Muslime noch mächtiger und
bestimmender in der französischen Innenpolitik werden. So wird die Angst vor
Muslimen bewusst geschürt! Sarrazin lässt grüßen!
Wenn ein "beutedeutscher" Autor, Antisemitismus und Antizionismus
bewusst vermischt und den israelischen Staat als den Juden von heute
bezeichnet, dann ist das in die unappetitliche Reihe der
Holocaust-Instrumentalisierung einzuordnen, wie sie auch Netanjahu und andere
israelische Politiker betreiben. Bedauerlicherweise werden solche Autoren als
Medienlieblinge und "Publikumbeschimpfer" in Talk-Shows eingeladen
und in den Kulturteilen der Medien besprochen.
Diese
Gedanken sollen nur die traurigen momentanen Zustände aufzeigen und zum
Nachdenken anregen. (PK)
Evelyn Hecht-Galinski ist Publizistin und Tochter des 1992
verstorbenen Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland, Heinz
Galinski. Unsere LeserInnen kennen sie als Autorin der Serie, die sie "vom
Hochblauen", ihrem