Klitschko, Klitschko über alles !
Klitschko kam, sah und schniefte
Rüdiger Göbel am 4.1.2014 in
jungewelt
Der ukrainische
Oppositionspolitiker Vitali Klitschko hat auf der „Sicherheitskonferenz“ seinen
großen Auftritt gehabt. Alle wollten sich mit dem großen Mann aus Kiew
fotografieren lassen. Außer einer Erkältung hat er von München nicht viel mit
zurück gebracht.
Der frühere Boxweltmeister ist in
allen Sälen und auf allen Kanälen. „Mit seinem Spontanbesuch wirbelte der
ukrainische Oppositionsführer Klitschko die Sicherheitskonferenz in München
durcheinander“, berichtet Spiegel online aus dem Bayerischen Hof. „Spontan“ war
an dem Auftritt nichts, Veranstaltungschef Wolfgang Ischinger hatte den
Promibesuch schon vor zwei Wochen in Aussicht gestellt.
Der Zeitplan ist wie im Zirkus eng getaktet, die Fotografen sind aus dem
Häuschen. Im Viertelstundentakt schüttelt Klitschko Hände, wirbt bei westlichen
Spitzenpolitikern um Unterstützung für die Protestbewegung in der Ukraine und
fordert Sanktionen gegen die Führung in Kiew.
Klitschko trifft sich mit US-Außenminister John Kerry. „Die USA und die
Europäische Union stehen an der Seite des ukrainischen Volkes in diesem Kampf“,
läßt er sich versichern.
Klitschko schüttelt dem deutschen Außenamtschef Frank-Walter Steinmeier die
Hände.
Klitschko spricht mit der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton. Klitschko
trifft sich mit EU-Ratspräsident Herman van Rompuy, mit den Außenministern der
Schweiz, Norwegens, Frankreichs usw. usf.
Klitschko gibt der ARD ein Interview, faltet dabei seine Hände zur
„Merkel-Raute“.
Klitschko folgt einer Einladung der deutschen Verteidigungsministerin Ursula
von der Leyen zum geselligen Beisammensein mit anderen CDU-Politikern in den
Palais-Keller.
Klitschko lässt sich auf dem Hotelflur von Moderator Thomas Gottschalk Dank
sagen und Mut zusprechen. Bild vermeldet: „Ich bin wahnsinnig beeindruckt
davon, wie du da jeden Tag bei der Kälte auf dem Maidan stehst. Respekt!“
Klitschko spricht auf einer für ihn organisierten Kundgebung am Sendlinger Tor.
Er ist nur ein paar Minuten auf dem „Mini-Maidan“ im Herzen Münchens, die
Bilder laufen in jeder Nachrichtensendung.
Klitschko wird von mehreren US-Senatoren empfangen, darunter der frühere
Präsidentschaftskandidat John McCain. Der Mann, der sich im vergangenen Jahr in
Syrien mit Aufständischen getroffen hat und die zum weiteren Kampf gegen die
Regierung in Damaskus ermuntert hat, sagt dem Kämpfer von Kiew: „Sie waren als
Boxer ein Großer, jetzt sind Sie auch ein großer Politiker.“
Klitschko sucht auf der Bühne der Sicherheitskonferenz den Schlagabtausch mit
dem ukrainischen Außenminister Leonid Koschara. Theatralisch verteilt der
Medienliebling ein Fotoalbum mit Bildern verprügelter Demonstranten, wirft
seiner Regierung vor, den „Weg der Gewalt“ zu bestreiten und für die Eskalation
und Toten verantwortlich zu sein.
Klitschko kämpft und kämpft, ist gesundheitlich angeschlagen, wie Bild barmt,
und nimmt Grippostad zum Durchhalten. „Ausgerechnet jetzt bin ich krank
geworden“, sagt er dem Reporter des Boulevard-Blatts, der in ständig begleitet.
„Er macht eisern weiter!“, vermeldet dieser in die Redaktion.
Klitschko, Klitschko, über alles.
„Abseits der Fototermine konnte er wenig Konkretes zurück nach Kiew mitnehmen“,
bilanziert Spiegel online den „Kampf um den Westen“. Das ist nur die halbe
Wahrheit.
Vergeblich hat Russlands Außenminister Sergej Lawrow die Einmischung des
Westens in der Ukraine kritisiert und seine Amtskollegen in der EU und in
Washington gefragt: „Was hat das Aufwiegeln zunehmend gewalttätiger Proteste
auf der Straße mit dem Werben für Demokratie zu tun?“
Keiner in München hat offensichtlich verlangt, dass sich Klitschko von den
Schlägerbanden und der faschistischen „Swoboda“-Partei distanziert oder die
Tötung von Polizisten verurteilt. Bei seinen Gesprächspartnern und
Fotofreunden scheint das auch kein Thema gewesen zu sein. Kaum zurück in Kiew
ruft er seine Anhänger dazu auf, Bürgerwehren zu bilden.
http://german.ruvr.ru/2014_02_04/Klitschko-kam-sah-und-schniefte-1888/