Dann bin ich eben ein Störenfried !

Leserbrief zu : „Zutiefst verletzt“ von Karlen Vesper am 4.7.2014

 

Am 3.7.2014 hielt Prof. M. Brie im Berliner ND-Gebäude einen Vortrag zur Thematik Stalinismus, bei dem er den Beweis erbringen suchte, dass sowohl Stalin, als auch Lenin ein verbrecherisches menschenverachtendes System verkörpert hätten.

Ich selbst hatte mich verspätet, da völlig überraschend und nur von einzelnen Friedensbewegten bemerkt, in den späten Nachmittagsstunden der russische Außenminister Lawrow zu einem Besuch ins deutsche Außenministerium eingeladen worden war, dem wir  vor dem Gebäude einen freundlichen Empfang bereitet hatten.

Als ich zu der oben erwähnten Veranstaltung eintraf, äußerte Herr Brie gerade die Worte, dass er AUCH IN DER DDR wie in einem Gefängnis gelebt habe, was mich spontan zu der Äußerung veranlasste, dass er dort auch seinen Professorentitel erhalten hatte.

Auch nannte ich spontan seine Behauptung, dass Rosa Luxemburg aus dem Gefängnis heraus das Sowjetsystem von 1917als bürgerliche Demokratie bezeichnet hatte, eine Lüge.

Im Anschluss an die Vorträge von M. Brie, Anja Schindler und dem Publizisten Jünke war die Diskussion eröffnet, zu der ich mich zu Wort meldete.

Ich erklärte, dass ich es mir aus einem antifaschistischen Elternhaus kommend und als Wissenschaftlerin, gewiss nicht leicht gemacht habe, über Stalin zu einem gerechten Urteil zu gelangen. Geholfen hätten mir dabei sowohl der Zeitzeuge Professor Huar, Professor Gossweiler, mein langjähriger Kollege, Freund und Russlandkenner, Dr. Falkenhagen, sowie umfangreiche eigene Studien zu dieser Problematik.

In diesem Zusammenhang verwies ich auf das Buch des Kundschafters Heinz Felfe, der lange Jahre in der Gestapozentrale unter Hitler gearbeitet  und somit auch DIREKTEN KONTAKT zur Fälscherwerkstatt Hitlers gehabt hatte. Diese fälschte nicht nur Pfund-und Dollarnoten, deren „Falsifikate nicht einmal die Bank von England… von den echten Banknoten unterscheiden konnte-auch nicht nach dem Krieg, als dieses Geheimnis längst gelüftet war“!! (siehe Buch von Heinz Felfe „Im Dienste des Gegners“, ISBN 3-373-00273-7, S.96 ), sondern vor allem Dokumente. Mit solchen fälschungssicheren Dokumenten, die der russischen Regierung vom faschistischen Geheimdienst in Deutschland über Umwege zugeleitet wurden,, sind in den Jahren 1937 in Russland so leider auch Kommunisten zu Unrecht angeklagt, eingekerkert und  erschossen worden.

Dies aber in Kenntnis der Zusammenhänge der russischen Staatsführung unter Stalin anlasten zu wollen, wäre, „den Bock zum Gärtner zu machen“ !!

Trotzdem aber hatten die Moskauer Prozesse 1937 im Wesentlichen ihre Berechtigung, wie es die amerikanische Wissenschaftler und Kommunisten Michael Sayers und Albert E.Kahn in ihrem Buch “Die große Verschwörung gegen Russland“ in:“Marxistische Schriftenreihe für Geschichte, Politik, Ökonomie und Philosophie“, übersetzt von Marianne Dreifuß, ISSN 1861-2954 darlegten.

Ich mahnte zum Schluss, wissenschaftlich an die Untersuchung der Ereignisse heranzugehen, was, außer von einem jungen Genossen und Arbeiter aus dem Ruhrgebiet, leider nur mit Hohn, bzw. eisigen Schweigen seitens der Anwesenden wahrgenommen wurde.

Brigitte Queck, Potsdam