Verschiedene Wege zum Sozialismus
von
Brigitte Queck
Am 8.1.2015 fand unsere sehr gut besuchte Veranstaltung
„Verschiedene Wege zum Sozialismus“ statt. Es referierten der ehemalige
Botschafter der DDR in China, Rolf Berthold und Klaus Blessing, Direktor
mehrerer metallurgischer Werke der DDR.
Klaus Blessing hat
den Anwesenden neue Erkenntnisse nach dem ‚Scheitern‘ des sozialistischen
Entwicklungsweges auf deutschem Boden anhand seines Buches „ Die sozialistische
Zukunft“ dargestellt.
Seiner Meinung nach könne man den Kapitalismus „durch
wachsende Arbeitsproduktivität“ einholen, oder gar überholen zu wollen, künftig
nicht zur Maxime der Beurteilung zwischen Staaten mit unterschiedlichem
Entwicklungsniveau nehmen.
Als Beispiel für ein anderes , eher erneutes Heranführen
der Menschen zum Sozialismus nannte er eine statt „wachsende
Bedürfnisbefriedigung der Menschen“, die Beleuchtung menschlicher Bedürfnisse“
Unter Hinweis auf Ecuador hätte man z.B. in Ecuador die
menschlichen Bedürfnisse als „ein Leben MIT der Natur“ definiert und dies sogar
in der Verfassung verankert.
Auch widersprach K. Blessing dem „bedingungslosen
Grundeinkommen“, das auch von der Partei Die Linke gefordert wird. Stattdessen
sollte man jedem in diesem Staate Arbeit anbieten ( als ob das im Kapitalismus
überhaupt möglich, oder gar gewollt würde !!!)
Richtig vermerkte K. Blessing, dass man, um den
Sozialismus zu erreichen, so, wie das die Klassiker des Marxismus-Leninismus
gefordert hatten, DIE BESTEHENDEN EIGENTUMSVERHÄLTNISSE ÄNDERN, was von
der Partei Die Linke ausgespart würde !
Darum gelte es:
1.
Eine von den Menschen
akzeptierte Vision des Sozialismus zu
entwickeln.
2.
Einen Zusammenschluss linker Kräfte zu bewerkstelligen
und ein tragfähiges Handlungskonzept auszuarbeiten, um für den Tag X ( eine
Ablehnung der kapitalistischen Gesellschaft) gewappnet zu sein.
Anschließend folgte eine rege Diskussion, bei der die
neuen Erkenntnisse K. Blessings gelobt wurden.
Aber den Punkten, bei der u.a. auch aufmerksam gemacht
wurde:
a)
auf das „unbegründete
Herüberreichen“ unseres sozialistischen Staates durch die vom Volk gewählte
Führung, nämlich der geschlossene Rücktritt von ZK und Politbüro, im Jahre
1989, was gleichsam einem freiwilligen Kapitulieren vor dem Kapitalismus
gleichkam und all die im Inland und der Welt furchtbaren kapitalistischen
Auswüchse wie wachsende Armut und Kriege für eine lange Zeitperiode zementieren half,
b)
oder auf die Frage, wie man den Tag X ( der uns ja
nicht kampflos in den Schoß fällt!) bewerkstelligen will,
wich der
Vortragende bewusst aus !
Der Botschafter ad Rolf Berthold leitete
seinen Vortrag mit der Frage ein:“Was sind Wege zum Sozialismus?“, da in
verschiedenen Ländern nach dem „Zusammenbruch des sozialistischen Weltsystems“
mehrere Ansätze dahingehend unternommen worden sind.
Für China war die Ausgangsposition zu einer nicht
entwickelten kapitalistischen Gesellschaft von feudalen, bzw. halbfeudalen
Verhältnissen, einem niedrigen Stand der Produktivkräfte und einer faktisch
kaum existierenden Arbeiterklasse gekennzeichnet.
Unter diesen Umständen begann China 1912 eine antifeudale
und antikapitalistische Revolution.
In der 1. Verfassung
der VR Chinas im Jahre 1954 wurde proklamiert:“ die VR Chinas ist ein
sozialistischer Staat, geführt von der Arbeiterklasse im Bündnis mit den
Bauern..“
Trotzdem habe es auch in dieser Periode eine
Zusammenarbeit der KP Chinas mit anderen Parteien gegeben .
1950 erfolgte der Vertrag über Freundschaft und Zusammenarbeit mit der Sowjetunion, der sich
am sowjetischen Modell eines Weges zum Sozialismus orientierte.
Ab 1956 traten zunehmend unterschiedliche Ansichten
zwischen den beiden Staaten zutage.
Danach folgte eine abenteuerliche Politik Chinas,
einschließlich der Kulturrevolution.
R. Berthold verweist auf eine Äußerung Mao Tsetungs im
Jahre 1975:
„Wenn es und gelingt, die Kulturrevolution zu beenden,
müssen wir uns davor hüten, die Fehler der Sowjetunion zu wiederholen. Diese
führen in eine Sackgasse“
Nach dem Tode von Mao Tsetung wurden gemachte Fehler im
Lande korrigiert und eine Politik der „Öffnung und Zusammenarbeit“ propagiert.
Dabei wurden 4 Grundprinzipen aufgestellt, die auch heute
noch gültig seien:
1.
der Weg Chinas zum Sozialismus
2.
die Diktatur des Proletariats
und des ganzen Volkes
3.
die führende Rolle der
Kommunistischen Partei Chinas
4.
der Marxismus-Leninismus und
die Ideen Mao Tsetungs
Auf dem 12. Parteitag der Kommunistischen Partei Chinas
wurde vom „Kommunismus chinesischer Prägung“ gesprochen.
Der 13. Parteitag im Jahre 1987 ging man von einer
“Anfangsetappe des Sozialismus“ aus, in der auch das „Privateigentum an
Produktionsmittel erlaubt „ sei.
Auch nach dem Zusammenbruch des sozialistischen
Weltsystems gab China seinen sozialistischen Weg chinesischer Prägung nicht
auf, der „in der Anfangsphase des Sozialismus
verschiedene Formen des Eigentums an Produktionsmitteln“ zuließ.
Damit habe man offensichtlich Lehren aus der Entwicklung
in anderen sozialistischen Ländern gezogen.
Seit 1978 hatte man fast durchgehend das jährliche
Bruttosozialprodukt um 10 % gesteigert.
Versuche konterrevolutionärer Kräfte, die politische
Entwicklung Chinas zu ändern> siehe Tienschan-Platz , bzw. Falung Gon
–Bewegung und Anschläge auf die Olympischen Spiele im Jahre > scheiterten.
Die VR Chinas will bis zum 100. Jahrestag im Jahre 2020 einen“ mittleren Wohlstand
der Bevölkerung“ haben und im Jahre 2050 soll die Anfangsetappe des Sozialismus
ERREICHT sein..
Diese Zielstellung, so R. Berthold, wäre angesichts der
Entwicklung Chinas real !
Sozialismus chinesischer Prägung, was ist das ?
Es gäbe dafür kein geschlossenes Konzept.
Sozialismus definiert man in
China als „Beseitigung der Ausbeutung und Beseitigung des Eigentums an
Produktionsmitteln.“
Man könne, so die KP Chinas, „nicht Wohlstand für alle
zum gleichen Zeitpunkt“ erzielen.
Beim Weg zum Sozialismus müssten:
-
verschiedene
Wirtschaftssektoren bei Vorherrschen staatlichen Eigentums erlaubt,
-
ein Festhalten an den 4
Grundprinzipien zum Sozialismus gegeben und
-
aus den Leistungen aller Kulturen und
Errungenschaften in der Welt geschöpft werden, ohne eigene Prinzipien
aufzugeben:
„Wir wollen bescheiden die Errungenschaften der
Zivilbevölkerung in der welt berücksichtigen. Aber wir dürfen nicht unsere
Herkunft vergessen und kritiklos alles übernehmen“.
Der 17. Parteitag in der VR China proklamierte einen Weg
zum “wissenschaftlichen Sozialismus unter strikter Beachtung der Lage in
unserem Lande!“
Anschließend übte R. Berthold Kritik am Buch von K.
Blessing bezüglich seiner Einschätzung zu China:
1.
verstehe sich China „nicht als
Bespiel eines Weges zum Sozialismus für die Welt, sondern es ist ein Weg zum
Sozialismus, den China geht“ !
2.
China bezeichnet sich nicht als
kommunistischer Staat !
3.
Nicht die Schattenbanken, sondern
die Staatsbanken dominieren in China !
4.
Das Privateigentum an
Produktionsmitteln umfasst nicht 70 % der Wirtschaftsleistung Chinas , sondern
ca. 33,9 % !
5.
Bezüglich der Wanderarbeiter
werden
a)
diejenigen, die 6 Monate
anderswo tätig sind = 66,1 Millionen Menschen
b)
diejenigen, die länger als 6
Monate auswärts arbeiten= 102 Millionen Menschen
bezeichnet
6.
ES SEI NICHT RICHTIG,DASS SICH
DIE MARKTORIENTIERTEN KRÄFTE DURCHGESETZT HABEN !
7.
Auf dem 3. Plenum der KP Chinas
im November 2013 wurde erklärt: Wir halten am Sozialismus fest“
Zusammenfassend kann gesagt
werden, dass jeder Staat
auf dieser Erde, der den Weg zum Sozialismus einschlagen will, seien es China,
die ALBA-Staaten in Lateinamerika u.a. einmütig darin sind, dass Sozialismus
bedeutet, dass das Staatseigentum an Produktionsmitteln an gegenüber dem Privateigentum
an Produktionsmitteln in der ersten Phase des Sozialismus an 1. Stelle stehen
muss, um imperialistischen Einflüssen von westlichen Staaten, die kein
Interesse an einem anderen, als den kapitalistischen Entwicklungsweg,
zuzulassen bestrebt sind, erfolgreich widerstehen zu können.
Deshalb ist der Zusammenschluss
von Staaten im Verbund der BRICS, bei denen China und Russland führend sind, so
notwendig.