Syrien soll zum US-Trabanten werden
von Karin Leukefeld am 7.9.2013
Was wollen
die USA in Syrien? Issa Khalaf, Politikwissenschaftler an der Oxford Universität, brachte die
Antwort auf diese Frage im Internetportal middle-east-online.com auf den Punkt. Bereits im März 2013 schrieb er: Das Wichtigste bei der US-Politik
im Nahen Osten seien die Interessen Israels. Washington und Tel Aviv
wollten den syrischen Präsidenten Baschar Al-Assad stürzen, um Teheran zu
schwächen. Um diesen »Regimewechsel« in Syrien zu beschleunigen,
habe man sich mit salafistischen Kämpfern und Gotteskriegern verbündet. Man
stärke sie gegen die Führung in Damaskus. Das binde sie an einem Ort (in
Syrien) und schwäche sie gleichzeitig in einem lange anhaltenden Krieg gegen
die syrischen Streitkräfte. So könnten sie andere Staaten nicht mehr angreifen.
Das Engagement von
proisraelischen und zionistischen Gruppen in den USA stützt diese Darstellung.
Die Washington Post beschreibt in ihrer Ausgabe vom 4. September ausführlich,
wie diese Organisationen ihren Druck auf die Abgeordneten im US-Kongreß
verstärkt haben, damit die Parlamentarier einem Militärschlag der Vereinigten
Staaten gegen Syrien zustimmen. Die Behauptung, die syrischen Streitkräfte und
deren Oberbefehlshaber Assad hätten Giftgas eingesetzt, wird vom AIPAC
(Amerikanisch-Israelischer Ausschuß für öffentliche Angelegenheiten) und
ähnlichen Gruppen als Tatsache hingestellt und dafür benutzt, eine Parallele
zum Holocaust und der Ermordung von Juden in Konzentrationslagern durch Gas
herzustellen.
Diejenigen, die
Massenvernichtungswaffen besitzen wollten oder besäßen, insbesondere der Iran
und die Hisbollah, müßten dafür zur Verantwortung gezogen werden, heißt es in
einer Erklärung eines Zusammenschlusses von 52 jüdischen Organisationen in den
USA. Auch AIPAC-Präsident Michael Kassen drängte, falls der Kongreß
US-Präsident Barack Obama die Zustimmung zu einem Angriff auf Syrien verwehre,
werde man das als »Zeichen amerikanischer Schwäche interpretieren«. Es werde
zudem die Frage aufwerfen, ob Amerika seine Verpflichtungen im Nahen Osten noch
einhalten könne, so Kassen weiter. Das betreffe auch »die Zusicherung von
Präsident und Kongreß, den Iran davon abzuhalten, Atomwaffen zu bekommen«.
Abraham Foxman von der Anti-Defamation-League sagte, wenn man sehe, wie
»unschuldige Menschen vergast werden«, wecke das »besondere historische
Erinnerungen (…) in der Psyche der jüdischen Gemeinschaft«. Das
Simon-Wiesenthal-Zentrum erinnerte in einem Brief an die Abgeordneten daran,
daß amerikanische und britische Politiker sich nicht gerührt hätten, als man
sie 1942 über Pläne der Nazis informiert habe, die Juden mit Gas zu töten.
Die US-Ziele
in der Region sind nicht nur von zionistischen Interessen geprägt, sie
entsprechen auch dem Selbstbild Washingtons, die alleinige Weltmacht zu sein
und bleiben zu wollen. Der ehemalige NATO-Oberbefehlshaber und US-General
Wesley Clark hatte bereits zehn Tage nach dem Anschlag auf das
Welthandelszentrum in New York vom 11. September 2001 im Pentagon von Angriffsplänen auf »sieben
Staaten in fünf Jahren« erfahren. Angegriffen und zerstört werden sollten
demnach »die Regierungen im Irak, Syrien, Libanon, Libyen, Somalia, Sudan und
Iran«, so General
Clark. Die Strategie, die diesen Angriffen zugrunde läge, sei es, »die
Kontrolle der Öl- und Gasressourcen der Region« für die USA zu sichern.
Der Politikwissenschaftler
Issa Khalaf ist überzeugt, daß die USA in Syrien eine angepaßte Regierung an
die Macht bringen wolle, die sich den geostrategischen Zielen Washingtons
unterordnet. Syrien solle in den »Orbit« um die USA eingegliedert und »zu einem
Angestellten werden, der Frieden mit Israel zu den Bedingungen von Washington
und Tel Aviv schließt«.
Quelle: http://www.jungewelt.de/2013/09-07/044.php