Anja Tuw aus Gorlowka
erzählte uns die Wahrheit über den Donbass und ihr eigenes Leben
Zusammenfassung einer
Veranstaltung mit Anja Tuv im ND-Gebäude am 13.7.2017
von Brigitte Queck
Anja Tuv, 33 jahre alt, ist
eines von vielen Tausend Opfern der Beschießung des Donbass durch eigene
ukrainische Truppen im Zusammenspiel mit der US/NATO auf Befehl der derzeitigen
faschistischen ukrainischen Regierung unter Poroschenko.
Auf ihrer Durchreise zum
Menschengerichtshof in Straßburg kam Anja Tuv auch für ein paar Tage nach
Berlin.
Bei der Beschießung ihrer
Heimatstadt Gorlowka, die bis heute andauert, verlor sie ihren Mann, ihre
Tochter und ihr Haus, in dem sie mit ihrer Familie jahrelang gelebt hatte, wie
viele andere Menschen ihrer Stadt. Sie, die früher, wie sie sagte völlig
unpolitisch war, klärt nun im Auftrage
der Menschen ihrer Heimatstadt, sowie der Bewohner von Donezk bei ihrer Reise
durch Europa auf, was die Menschen dort bewegt, sich gegen die faschistische
Poroschenko-Regierung zu stellen, die, wie Anja sagt, von niemandem wirklich
gewählt wurde und nur von den US/NATO unterstützt wird, während die ukrainischen
Soldaten Verbrechen am eigenen Volk begehen.
So wie die Krim, haben sich
auch die Bewohner von Donezk und Lugansk nicht dem vom Westen finanzierten
Regimechange in der Ukraine unterworfen.
Darauf erfolgte auf Befehl von
Poroschenko, dem derzeitigen ukrainischen Präsidenten, die Beschießung der
Ostukraine.
Es war, wie Anja schilderte,
ein schreckliches Ereignis für alle Bewohner ihrer Stadt.
Vor der Beschießung der
Stadt—es war vor den Schulferien im Jahre 2015—hatte Anja ihrer 11-järigen
Tochter versprochen, falls sie gute Zensuren nach Hause brächte, dann dürfe sie
in ein Sommerlager fahren. Doch dazu kam es nicht mehr.
Die Familie: ihr Mann, ihre
Tochter, ihr kleiner Sohn saßen im Garten, als die Beschießung begann. Ihr Mann ging eilig mit der Tochter ins Haus,
um sich dort zu verbergen. Anja wurde durch die Druckwelle einer Granate, die
das Dach ihres Hauses traf, an der Tür nach draußen geschleudert. Anja richtete
sich mühsam auf, gelangte schließlich ins Haus, wo sie sich vor der weiteren Beschießung
mit ihrem Sohn hinter dem Kühlschrank ihres Hauses verbarg.
Eine weitere Granate, die ebenfalls ihr Haus traf,
zerfezzte ihr die Hand und sie verlor fast das Bewußtsein. Aber die Sorge um
ihren Mann und ihre Tochter hielten sie aufrecht. Sie grub mit einer Hand nach
ihren verschütteten Lieben und rief laut um Hilfe.
Endlich kam ein Nachbar und
eine Krankenschwester, die sie notdürftig verbanden.
Nur die aus dem Keller
gezogenen Leichen ihres Mannes, dessen Körper in 2 Teile gerissen war und die ihrer
11-jährigen Tochter blieben ihr in Erinnerung, bis sie endgültig das Bewußtsein
verlor!
Alle Infrastrukturen der Stadt
Gorlowka wurden systematisch zerstört: Wohnhäuser, Krankenhäuser, Schulen,
Kindergärten.
Da es sehr schwere Opfer gab,
die nach der Beschießung durch Mörsergranaten und Drohnen kaum, oder nicht
erkennbar waren, hatten die Kinder, die trotz Beschießung zeitweise die Schule,
oder den Kindergarten besuchten, die Pflicht, auf ihrer Kleidung ihre
Erkennungsdaten zu tragen und hatten eine Anweisung, wie sie sich im Falle
einer Beschießung zu verhalten hatten.
Viele Monate, wurde Gorlowka,
so wie auch Hunderte von Dörfern und Städten der Ostukraine, beschossen und
bombardiert.
Die Familien mussten fast die
ganze Zeit in den Kellern ihrer Häuser leben, Im Winter erkrankten viele Kinder
an Lungenentzündung.
Anja gebar in dieser Zeit ihr
3. Kind !
Nachdem das Minsker Abkommen im
Jahre 2015 unterzeichnet worden war, hatten auch die Menschen in Gorlowka
Hoffnung, dass bald der Krieg vorbei sein und sie wieder ein normales Leben
führen wurden.
Aber die Hoffnung wurde
zerstört. Die Beschießung von Gorlowka geht von 5 Seiten aus weiter !!
Anja wurde mit ihren 2 Kindern
erst in den Donbass und von da aus auf
Einladung einer Freundin nach Italien gebracht, wo sie und ihre Kinder sich
einige Monate erholen konnten.
Die italienische Organisation
“Rettet die Kinder des Donbass !“ sammelte Geld und Anja bekam eine bewegliche
Handprothese, mit der sie ihre Kinder wieder umarmen konnte.
Schließlich holte sie ein
einstiger Freiwilliger der Volksarmee des Donbass, der russische Kommunist
Wladimir Pelunin, der sich nunmehr mit der Zustellung humanitärer Hilfe für den
Donbass von Moskau aus beschäftigt, in seine Moskauer Wohnung, wo Anja seither
zusammen mit ihren 2 Kindern und ihrer Mutter lebt.
Anja, die vorher nie politisch
war, ist empört, wie ein ukrainischer Präsident, sein eigenes Volk, wie er
selbst und seine ihm untergebenen Minister fordern, das Volk im Donezk
auslöschen wollen. Aber gerade die Donezker Bevölkerung haben, vor allem als
Bergarbeiter dort, zum wirtschaftlichen Aufschwung in der Ukraine beigetragen.
Anja Tuv hat sich, von vielen
Bewohnern der geschundenen Heimatstadt Gorlowka bestärkt, das Ziel gestellt,
nicht nur ihr Schicksal vor den Straßburger Menschengerichtshof zu bringen,
sondern bei ständigen Reisen durch Europa, die Menschen hier aufzuklären, dass
im Donezk keine Terroristen leben, wie ihnen die Regierungen der
US/NATO-Länder, bzw. deren Zeitungen, Fernsehsender weiß machen wollen, sondern normale Menschen
wie Du und ich. Im Gepäck hat sie auch ein Buch mit mahnenden Zeichnungen der
Kinder von Gorlowka, die wie andere Kinder in der Welt nichts sehnlicher als
den Frieden wollen.